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PanoramaAsien

Thailand holt misshandelten Elefanten heim

Veröffentlicht 2. Juli 2023Zuletzt aktualisiert 2. Juli 2023

Jahrelang musste der Elefant Muthu Raja in Sri Lanka Schwerstarbeit leisten. Die Folge waren Abszesse und ein steifes Bein. Dabei ist der 29-jährige Dickhäuter eigentlich ein Geschenk Thailands.

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Thailand holt misshandelten Elefanten heim
Der Elefant Muthu Raja betritt seine Transportbox im Zoo von ColomboBild: ISHARA S. KODIKARA/AFP

Ein Elefant sorgt für diplomatische Verstimmung: Das mutmaßlich misshandelte Tier aus Thailand ist nach einem Streit der Regierungen um seine Haltung aus Sri Lanka ausgeflogen worden. Der 29-jährige Muthu Raja ist wieder wohlbehalten in seinem Geburtsland gelandet. Das 4000 Kilo schwere Tier wurde in einem speziellen Stahlkäfig von der Größe eines Schiffscontainers an Bord eines Frachtflugzeugs vom Typ Ilyushin Il-76 transportiert.

Elefanten gelten in vielen Teilen Asiens als heilig und werden von Buddhisten religiös verehrt. Auch haben sie politische Bedeutung: Staaten in der Region schenken sich gegenseitig Dickhäuter als eine diplomatische Geste, um die guten bilateralen Beziehungen zu betonen. Von der beschenkten Nation wird aber erwartet, dass sie die symbolträchtigen Tiere gut behandelt.

Tierschützer entdeckten den Elefanten in einem Tempel

Als Tierschützer in Sri Lanka vor drei Jahren den aus Thailand stammenden Muthu Raj auf einem Tempel-Gelände entdeckten, war das Tier aber in katastrophaler Verfassung. Nach langem Tauziehen hat die Regierung in Bangkok den Elefanten jetzt heimgeholt - vorerst zumindest.

Thailand holt misshandelten Elefanten heim
Der Elefant Mutha Raja wird in einem speziellen Container zum Flughafen in Colombo transportiertBild: ISHARA S. KODIKARA/AFP

Monatelange Vorbereitungen waren nötig, um den Vier-Tonnen-Koloss auszufliegen. Zunächst wurde Muthu Raja im November in den Zoo gebracht, zur Behandlung und Vorbereitung auf die komplizierte Reise. Dann musste der Elefant lernen, in eine eigens für ihn angefertigte, sieben Meter lange Transportbox zu steigen und dort über mehrere Stunden ruhig zu bleiben. Das klappte am Ende reibungslos, wie auf einem Webcam-Video zu sehen war.

"Du fliegst nicht nur für Deine Freiheit, Du fliegst für die Freiheit aller in Gefangenschaft gehaltenen Elefanten in Sri Lanka", jubelten Tierschützer in sozialen Netzwerken nach Muthu Rajas Abflug aus Sri Lanka.

Bangkok stellt Sonderbudget zur Verfügung

Die Regierung in Bangkok hatte für die Rückführung ein Sonderbudget von fast 20 Millionen Thai Baht (500.000 Euro) bereitgestellt. 2001 war Muthu Raja als Geschenk ins frühere Ceylon gekommen - ein prachtvolles Exemplar mit heute fast 50 Zentimeter langen Stoßzähnen. Schließlich endete er in einem Tempel im Küstenort Aluthgama, wo er bei Prozessionen Schwerstarbeit leisten und zudem Holz und Touristen schleppen musste.

Tierschützer der Organisation Rally for Animal Rights and Environment (RARE) aus Sri Lanka machten den obersten Mönch des Tempels und den zuständigen Mahout, also den Elefantenführer, für den desaströsen Zustand des Tieres verantwortlich. So sei das linke Vorderbein durch Schläge des Mahouts dauerhaft versteift und der Körper des Tieres mit Abszessen und Wunden übersät gewesen, schreiben die RARE-Tierschützer auf ihrer Webseite. 

Thailand holt misshandelten Elefanten heim
Muthu Raja in seiner Transportbox - der 29 Jahre alte Bulle hat 50 cm lange StoßzähneBild: ISHARA S. KODIKARA/AFP/Getty Images

Nachdem zuständige Stellen in Sri Lanka nicht reagierten, wandten sich die Tierschützer an die thailändischen Behörden. In kaum einem anderen Land werden die Rüsseltiere so verehrt wie in Thailand - wegen ihrer Stärke, Loyalität und Intelligenz, aber auch als Glücksbringer. Die grauen Riesen sind das Nationalsymbol des südostasiatischen Königreichs. Dennoch werden domestizierte Elefanten auch in Thailand für Touristentouren missbraucht und oft hart gedrillt.

Die guten Beziehungen der Länder sind getrübt 

"Der Vorfall beeinträchtigt die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern", so ein sri-lankischer Oppositionspolitiker. Premierminister Dinesh Gunawardena betonte, seine Regierung habe sich bei Thailand offiziell entschuldigt. Der Elefant werde später wieder nach Sri Lanka zurückgebracht. Wer die Kosten für den Rücktransport übernehmen würde, weiß derzeit niemand. Sri Lanka hat extreme Geldsorgen und rutschte 2022 in die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten.

Wenn ein Geschenk von einem Land zurückgenommen werde, dann wirke sich das immer negativ auf das Verhältnis zwischen beiden Staaten aus, sagt der sri-lankische Jurist Jagath Gunawardana. Aus diesem Grund habe Sri Lanka auch den Elefanten Kaavan, den die Regierung einst Pakistan geschenkt hatte, nicht mehr zurückhaben wollen - obwohl dieser in seinem neuen Zuhause ebenfalls sehr leiden musste. Kaavan, der als "einsamster Elefant der Welt"  bekannt wurde, lag jahrelang in einem kleinen Gehege im Zoo in Islamabad in Ketten. Ende 2020 wurde er schließlich von Pakistan nach Kambodscha geflogen. 

nob/AR (dpa, afp)